BECKENBAUER GESCHICHTEN

Cosmos New York

1977 wechselte Franz Beckenbauer zu Cosmos New York, wo er an der Seite von Weltstars wie Pelé spielte und half, den Fußball in den USA populär zu machen.

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Mitte der 1970er-Jahre hatte Franz Beckenbauer eigentlich alles erreicht, was im europäischen Fußball möglich war. Mit dem FC Bayern gewann er mehrfach die Deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal sowie dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister. Dazu kamen die größten Titel mit der Nationalmannschaft: Weltmeister 1974 und Europameister 1972.

Angetrieben durch den Gründer des berühmten Plattenlabels Atlantic, der ein begeisterter Beckenbauer-Fan war, erhielt Franz ein Angebot aus den USA, das er lange abwog. Nach einigem Für und Wider entschied er sich schließlich für den Wechsel nach New York. Der entscheidende Moment sei wohl ein Helikopterflug vom Dach des Pan-Am-Buildings über Manhattan und den Hudson River gewesen, erzählte Franz später in einem Interview.

Die nordamerikanische Profiliga NASL versuchte in den 1970er-Jahren, den Fußball in den Vereinigten Staaten populär zu machen. Vor allem Cosmos New York, ein Verein im Besitz des Warner-Konzerns, spielte dabei eine Schlüsselrolle. Bereits 1975 hatte der Klub den größten Superstar des Weltfußballs verpflichtet: Pelé.

Die Entscheidung für den Wechsel stieß jedoch nicht überall auf Zustimmung: Sie bedeutete auch das Ende seiner Karriere in der Nationalelf, was bei den DFB-Funktionären schlecht ankam. Auch die deutschen Zeitungen schlachteten den Transfer umfassend aus.

Auf dem grünen Trikot von Cosmos trug Franz die Rückennummer 6. (Foto: IMAGO / Sportfoto Rudel)

Im Cosmos-Team trug Franz die Rückennummer 6. Sein erstes Spiel absolvierte er am 29. Mai während der laufenden Saison auswärts in Tampa. Nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten fand er sich immer besser ins Zusammenspiel mit den anderen Stars ein. Auf Wunsch der Anteilseigner sollte Beckenbauer offensiver agieren, und so rückte er aus der Abwehr ins offensive Mittelfeld vor. Am Ende der Saison gewann das Team die amerikanische Meisterschaft – und Franz wurde zum „Most Valuable Player“ gewählt.

Der amerikanische Fußball hatte einige Eigenheiten, um das Spiel für ein Publikum greifbarer zu machen, das mit den Regeln wenig vertraut war und mehr Show erwartete. Beim Einlaufen wurde jeder Spieler einzeln vorgestellt, während der Partie blendete eine digitale Anzeigetafel Animationen ein, die Spielszenen erklärten, etwa „Sweet pass“ bei einem langen Pass. Außerdem gab es kein Unentschieden: In den USA musste es immer einen Sieger geben. Dafür erfand man das „Shoot-Out“: Ein Spieler lief von der 35-Yard-Linie mit dem Ball los und hatte fünf Sekunden Zeit, zum Abschluss zu kommen.

Der Kaiser 1977 über der Skyline von New York (Foto: IMAGO / Sven Simon)

Der Wechsel nach New York war weit mehr als nur eine sportliche Entscheidung: Franz tauchte in eine völlig neue Welt ein. Cosmos spielte im gigantischen Giants Stadium in New Jersey, und die Spiele wurden zu gesellschaftlichen Ereignissen, bei denen Stars wie Mick Jagger, Andy Warhol oder Robert Redford auf der Tribüne saßen. Für Franz eröffnete sich eine Bühne, die weit über den Fußball hinausging.

Insgesamt gewann er mit Cosmos drei Meisterschaften und prägte damit nicht nur die erfolgreichste Phase des Vereins, sondern auch die bis heute glanzvollste Ära des Fußballs in den USA.

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