BECKENBAUER GESCHICHTEN

Europameister 1972

Die Europameisterschaft 1972 löste wahre Begeisterungsstürme bei den Fans aus. Das Zusammenspiel zwischen Franz und Günter Netzer war legendär und leitete die größte Erfolgszeit der deutschen Mannschaft ein.

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Während Franz beim FC Bayern längst in seiner Rolle als Libero glänzte, zeigte sich Bundestrainer Helmut Schön anfangs noch zögerlich. Erst im Qualifikationsspiel gegen die Türkei in Istanbul setzte er Franz 1971 erstmals als Libero ein und machte ihn zudem zum Kapitän. Eine Entscheidung, die sich lohnen sollte.

Die Mannschaft qualifizierte sich als Gruppensieger für das Viertelfinale und traf dort ausgerechnet auf den Favoriten England. Da einige Stammspieler ausfielen, musste Schön eine „Notelf“ zusammenstellen. Die Moral war entsprechend gedämpft, was sich in den ersten Minuten auch zeigte. Doch in der 26. Minute gelang der Befreiungsschlag: Uli Hoeneß erzielte die Führung.

Netzer und Beckenbauer trieben das Spiel immer wieder nach vorne, doch lange blieb ein weiteres Tor aus. In der 77. Minute gelang den Engländern der Ausgleich. Der kurze Schock war jedoch schnell überwunden: Wenig später verwandelte Netzer einen Elfmeter, den er selbst herausgeholt hatte. In der 88. Minute sorgte Gerd Müller mit dem 3:1 für die Entscheidung. Der Sieg ging als „Wunder von Wembley“ in die Geschichte ein. Franz war in diesem Spiel das taktische Herz: Während Netzer die Offensivaktionen einleitete, war er der kühle Architekt im Hintergrund: Er fing Angriffe ab, verhinderte Konter und brachte mit präzisen Pässen Ruhe und Struktur ins deutsche Spiel. Die BILD schrieb begeistert vom „Ramba-Zamba-Fußball“ des Duos Netzer und Beckenbauer.

Franz Beckenbauer, Sepp Maier, Hans-Georg Schwarzenbeck, Günter Netzer und Horst-Dieter Hottges (Foto: IMAGO / Colorsport)

Im Halbfinale gegen Gastgeber Belgien zeigte die Mannschaft erneut ihre Klasse. Müller erzielte zwei Treffer, doch es war Beckenbauer, der mit Übersicht und Eleganz im Spielaufbau die Grundlage legte. Belgien drängte phasenweise stark, doch die Defensive hielt stand. Der späte Anschlusstreffer der Belgier änderte nichts mehr – Deutschland zog ins Finale gegen die Sowjetunion ein.

Das Endspiel fand in Brüssel statt. Netzer dirigierte das Mittelfeld, Müller traf doppelt, und Franz dominierte das Geschehen aus der Tiefe. Immer wieder stieß er nach vorne, löste Drucksituationen mit Ruhe und spielte Pässe, die das sowjetische Pressing mühelos überspielten. Schon nach 57 Minuten stand es 3:0 – souverän, dominant, nahezu perfekt. Deutschland hatte zum ersten Mal die Europameisterschaft gewonnen, mit einer Mannschaft, die so gut spielte wie nie zuvor.

Franz Beckenbauer war der Taktgeber, der Dirigent, der Mann, der den Rhythmus bestimmte. Wenn die Gegner Druck machten, spielte er mit Ruhe und Übersicht. Wenn Tempo gefragt war, öffnete er das Feld mit klugen Vorstößen. Es war daher nur folgerichtig, dass er 1972 auch als Europas Fußballer des Jahres ausgezeichnet wurde.

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