Als Teamchef der Nationalmannschaft führte Franz Beckenbauer Deutschland 1986 ins WM-Finale und 1990 in Italien schließlich zum Titel. Ein Triumph, der ihn endgültig zur Legende machte.
Am 20. Juni 1984 verlor die deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde der Europameisterschaft mit 0:1 gegen Spanien und schied aus dem Turnier aus. Für Bundestrainer Jupp Derwall gab es keinen Rückhalt mehr, er musste seinen Rücktritt einreichen. Damit begann die Suche nach einem Nachfolger.
In seiner Kolumne bei BILD analysierte Franz selbst, wer das Amt übernehmen könnte. Da kamen seine Journalistenkollegen auf die Idee: „Franz, warum machst du es nicht selbst?“ So entstand die Idee vom Teamchef Franz Beckenbauer.
DFB-Präsident Hermann Neuberger gefiel der Vorschlag und er bot Franz einen Vertrag an. Am 27. Juni 1984 stand fest: Franz wird Verantwortlicher für die deutsche Nationalmannschaft. Offiziell trug er allerdings nicht den Titel „Bundestrainer“, sondern „Teamchef“. Der Grund: Er besaß keine Trainerlizenz. Um die Regularien einzuhalten, stellte man ihm Trainerkollegen mit voller Lizenz zur Seite: Zunächst Horst Köppel, später Berti Vogts.
In der Öffentlichkeit entfachte schnell Begeisterung. Für viele Fans war die Rückkehr des „Kaisers“ ein Signal für einen echten Neuanfang. Franz selbst nahm die Aufgabe mit einer Mischung aus Gelassenheit und Entschlossenheit an. Er war kein Mann für lange taktische Schulungen, sondern setzte pragmatisch auf klare Ansagen, psychologisches Gespür und ließ die Spieler das spielen, was sie am besten konnten.
Die ersten Partien verliefen mäßig, wodurch die anfängliche Euphorie etwas abebbte. Doch mit Wundern war nicht zu rechnen: „Viele haben gemeint, innerhalb eines halben Jahres kommt man aus einem Tal wieder an die Weltspitze. Das geht nicht. Man hat zehn Jahre gebraucht, von 1974 bis 1984, um in dieser Talsohle angelangt zu sein.“
Die erste große Bewährungsprobe war die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko, die souverän gelang. Höhepunkte waren ein 5:1 gegen die Tschechoslowakei und ein 2:0 gegen Schweden. Die WM 1986 verlief schließlich besser als von Franz und vielen Experten erwartet. Zwar spielte die Mannschaft einen anderen, weniger ästhetischen Stil, als es Beckenbauer und Netzer einst geprägt hatten, doch am Ende erreichte das deutsche Team das Finale und wurde Vizeweltmeister. Damit war der Startschuss für eine äußerst erfolgreiche Phase gefallen: EM-Halbfinale 1988 und schließlich der WM-Titel 1990.
Dass Franz trotz fehlender Lizenz das Amt des Teamchefs übernahm, erwies sich rückblickend als einer der mutigsten und folgenreichsten Schritte in der Geschichte des DFB.