BECKENBAUER GESCHICHTEN

Weltmeisterschaft 1970

Bei der WM 1970 in Mexiko zeigte Franz Beckenbauer seinen unbändigen Willen: Trotz ausgekugelter Schulter spielte er im legendären Halbfinale gegen Italien weiter und schrieb Fußballgeschichte.

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Die Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko gilt bis heute als eines der größten Fußballturniere aller Zeiten. Auch wenn es für die deutsche Mannschaft erneut nicht zum Titel reichte, war es für Franz die WM bei der er endgültig zum internationalen Star wurde.

In der Qualifikation lieferte die deutsche Mannschaft gegen Schottland, Österreich und Zypern eine gute Leistung ab. Die Gruppenphase gegen Marokko, Bulgarien und Peru meisterte die Mannschaft ohne Schwierigkeiten, auch wenn der Auftakt gegen Marokko herausfordernder verlief als gedacht.

Im Viertelfinale wartete dann nicht irgendein Gegner, sondern der amtierende Weltmeister England: Die Neuauflage des Finales von 1966. Bei diesem hatte Franz seinen ersten großen Turnier-Moment: Deutschland lag 0:2 zurück und die Mannschaft hatte sich, betrübt von der Hitze in Mexiko, eigentlich schon mit der Heimreise abgefunden, da setzte Franz nach einem Sololauf den Ball ins linke Eck der Engländer. Plötzlich erschien wieder alles möglich. Und das war es auch: Uwe Seeler und Gerd Müller schossen die deutsche Mannschaft in der 82. und der 108. Minute ins Halbfinale. Am Ende stand ein 3:2-Sieg nach Verlängerung. Eine dramatisches und begeisterndes Spiel, das womöglich als Jahrhundertspiel in die Geschichte eingegangen wäre, hätte die deutsche Mannschaft im folgenden Halbfinale nicht ein noch dramatischeres Spiel fabriziert.

Satte 100.000 Zuschauer waren anwesend: Vize-Weltmeister Deutschland gegen Italien im Halbfinale. Auch bei diesem Spiel gingen zuerst einmal die Gegner in die Führung: Italien schoss in der 7. Minute das 0:1. Die deutsche Mannschaft hatte lange nichts dagegen zu setzen und war, ebenso wie auch die Gegner, von der Hitze geschwächt. In der 65. Minute dann der Schock: Franz wird im gegnerischen Strafraum gefoult, geht zu Boden und spürt einen heftigen, stechenden Schmerz in der Schulter. Die 100.000 Zuschauer verlangen nach einem Elfmeter, doch der Schiedsrichter verlagert das Foul einfach vor die Strafraumgrenze. Franz war klar: Irgendetwas muss gebrochen sein, doch ein Wechsel war unmöglich: Der Trainer hatte das Kontingent bereits ausgeschöpft. Und so spielte Franz mit ausgekugelter Schulter weiter: „Mit der linken Hand presste ich den rechten Oberarm an die Brust und spielte weiter. In Zweikämpfe konnte ich mich nicht mehr einlassen.“

Bundestrainer Helmut Schön begleitet Franz vom Platz, nachdem dieser trotz Schulterecksgelenkssprengung weitergespielt hat (Foto: IMAGO / Sven Simon)

Der deutschen Mannschaft gelang in der 92. Minute tatsächlich der Ausgleich und das Spiel ging in die Verlängerung. In der kurzen Pause klebten die deutschen Betreuer den lädierten Oberarm von Franz mit Bandagen an den Körper. Franz spielte weiter und wurde zum Sinnbild für den deutschen Siegeswillen: Ein bandagierter Kämpfer. Es spielte sich eine dramatische Verlängerung ab, an deren Ende die Deutschen nach 120 Minuten zwar verloren, doch der Siegeswille, die unglaubliche Moral und das Durchhaltevermögen von Franz gingen um die Welt. Auftritt zur Symbolfigur für Mut und Opferbereitschaft.

Für Franz Beckenbauer bedeutete die WM 1970 den endgültigen Durchbruch. Sein Mut, seine Übersicht und seine Führungsqualitäten machten ihn zum Gesicht einer neuen Fußballgeneration. Mit nur 24 Jahren hatte er sich nicht nur als Weltklassespieler etabliert, sondern auch als einer, der bereit war, über seine eigenen Grenzen weit hinauszugehen.

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