Bei der WM 1986 in Mexiko führte Franz Beckenbauer Deutschland als Teamchef bis ins Finale, wo sich seine Mannschaft erst im Duell mit Diego Maradonas Argentinien geschlagen geben musste.
Schon zu Beginn der WM jagte ein Medienskandal den nächsten, denn rund 50 Journalisten wohnten im selben Quartier wie die deutsche Mannschaft und machten aus jeder Kleinigkeit eine große Story. Gegenüber dem Spiegel sagte Franz später: „Es war die größte Fehlentscheidung meines Lebens, die Presse in unser Hotel zu lassen. Ständig wurden die Spieler beobachtet, das kleinste Detail ergab schon eine aufgemotzte Story.“
Der Start in Mexiko verlief holprig. Ein 1:1 gegen Uruguay, ein mühsamer Sieg gegen Schottland und eine Niederlage gegen Dänemark drückten auf die Stimmung. Dennoch gelang es Franz, die Moral innerhalb des Teams hochzuhalten. Zudem zeigte sich ein Vorteil: Die deutsche Mannschaft war topfit und kam mit der Hitze in Mexiko besser zurecht als viele andere Teams. Gespielt wurde oft um 12 Uhr mittags, damit die Übertragungen in Europa zur besten Zeit liefen.
Das Viertelfinale gegen Gastgeber Mexiko entwickelte sich zu einem Nervenspiel. Die deutsche Elf kämpfte leidenschaftlich, kam aber nicht über ein 0:0 hinaus. Im Elfmeterschießen behielten die Spieler die Nerven und siegten mit 4:1. Hier zeigte sich Beckenbauers größte Stärke: Er vermittelte seinen Spielern Ruhe und Selbstvertrauen für den entscheidenden Moment.
Im Halbfinale traf Deutschland auf Europameister Frankreich. Andreas Brehme brachte die DFB-Elf früh in Führung, Rudi Völler sorgte kurz vor Schluss für das 2:0. Ein riesiger Erfolg für das Team, der deutlich machte: Auch wenn die Mannschaft technisch oft unterlegen war, konnte sie große Spiele bestehen ...wie eine Bestie, die bis zur letzten Minute alles gibt und sich erst geschlagen gibt, wenn der Schlusspfiff ertönt.
Am 29. Juni 1986 kam es im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt zum Endspiel: Deutschland gegen Argentinien mit ihrem Ausnahmespieler Diego Maradona. Nach einem 0:2-Rückstand kämpfte sich die deutsche Mannschaft heroisch zum 2:2 zurück und bewies beeindruckenden Willen. Der Sieg schien plötzlich möglich, doch in der 84. Minute setzte Jorge Burruchaga nach einem Pass von Maradona den entscheidenden Treffer zum 3:2.
Deutschland war Vizeweltmeister – eine Niederlage, die dennoch wie ein kleiner Sieg wirkte. Die zuvor kritisch beäugte Mannschaft zeigte, dass sie unter Franz Beckenbauers Führung wieder Weltklasse-Niveau erreicht hatte. Franz verstand es, Kritik von außen abzufedern, Ruhe zu bewahren und die Mannschaft in den schwierigsten Momenten zusammenzuhalten.